Ursachen und Auslöser

Theorien

Es gab und gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Erklärungen für Migräne. Es gibt noch keine übergreifende Theorie, die die enorme Verschiedenartigkeit und die Symptomenvielfalt der Migräne zufriedenstellend aufklären kann. Bestimmte Aspekte der Erkrankung werden verstanden, aber bislang fehlen die Zusammenhänge, was jeweils Auslöser oder Folge einer Migräneattacke ist.

Bekannt ist mittlerweile, dass es sich bei Migräne nicht um eine reine Blutgefäßerkrankung handelt. Veränderungen des Serotonin, eines Botenstoffes in Gehirn und Darm, sind der Ansatzpunkt für die Wirkung von Triptanen. Allerdings reagiert ein Drittel der Patienten nicht auf diese Medikamente. Ein anderer Erklärungsansatz ergibt sich aus der Tatsache, dass während der Migräne eine Entzündungsreaktion entsteht, die im Blut messbar ist.


Es gibt Hinweise, die auf eine Verwandtschaft der Migräne mit Epilepsie hindeuten. Vielfach wird auf die genetische Komponente der Erkrankung hingewiesen, die allerdings nicht bewiesen ist. Das Auffinden eines bestimmten Gens ist an sich keine Erklärung und hilft zudem bei der Behandlung nicht weiter.

Auslöser

Grundsätzlich gilt: Obwohl es verbindende Kriterien gibt, sieht die Migräne bei jedem Patienten anders aus. Auch die Auslöser von Migräneattacken sind von Patient zu Patient verschieden und treten oft kombiniert auf. Ein Kopfschmerztagebuch kann dabei helfen, Zusammenhänge mit bestimmten Auslösefaktoren zu erkennen.

So gibt es z.B. viele Betroffene, die normalerweise Alkohol in kleinen Mengen tolerieren, bei denen Sekt aber eine Migräneattacke auslöst. Es gibt Patientinnen, deren Migräneverlauf stark hormonabhängig ist, bei anderen ist dies überhaupt nicht der Fall. Bei manchen verstärkt sich die Migräne unmittelbar nach einer Schwangerschaft, bei anderen hört die Migräne während der Schwangerschaft auf.

Bestimmte Nahrungsmittel werden als Auslöser angesehen, jedoch lässt sich dies nicht für alle Migränepatienten verallgemeinern. Bei wieder anderen Patienten kann ein einfacher Wechsel der Lebensgewohnheiten, z. B. zu wenig oder zu viel Schlaf, der Auslöser sein. Stress kann sicherlich eine Migräne auslösen, dieser Faktor ist jedoch im Alltag nur schwer zu fassen und noch schwieriger in den Griff zu bekommen. Die Palette ist endlos.

Die Daten aus unserem Fragebogen dienen unter anderem zur Identifizierung persönlicher Auslösefaktoren.

Trigger

Seit einigen Jahren sind so genannte Trigger-Bereiche an Kopf und Hals bekannt, die entscheidende Bedeutung für das Auslösen der Migräne haben können. Migränepatienten können meist Punkte ihres maximalen Schmerzes im Bereich von Stirn, Schläfen oder Nacken lokalisieren.

Die Mehrheit der Betroffenen kann zudem in der Anfangsphase der Attacke durch Druck oder Massage im Bereich der Nasenwurzel und der Augenbrauenregion die Symptome verzögern, aber nicht verhindern. In diesem Bereich der Augenbraue zieht ein Ast des Trigeminus-Nerven durch einen Muskel. Der Muskel heißt Corrugator und bewirkt die Faltenbildung zwischen den Brauen. Das Anspannen des Muskels drückt den Nerv zusammen und reizt ihn.

Die Rolle des Trigeminus-Nerven für die Entstehung der Migräne wird seit mehr als 30 Jahren diskutiert. Die Hauptaufgabe des Nerven ist es, Informationen von Sinneseindrücken, z.B. durch Berührung, an das Gehirn zu leiten. Bekannt ist inzwischen, dass diese Weiterleitung im Verlauf des Nerven im zentralen Nervensystem, d.h. im Gehirn, für die Schmerzempfindung eine maßgebliche Bedeutung hat. Da derselbe Nerv auch Informationen über die Gehirnhäute weiterleitet, ist eine Fehlfunktion in der Verarbeitung dieser Signale eine der möglichen Ursachen für die Migräne.