Das Wort Migräne stammt von Hemicrania ab und bedeutet die ‘Halbköpfige‘, aufgrund des oft einseitigen, stechenden oder pulsierenden Schmerzes. Im Deutschen wird eine abgewandelte Form des französischen Wortes ‘migraine‘ benutzt. Die Krankheit ist in der Medizin- und Kulturgeschichte seit rund 4000 Jahren bekannt und wird unter anderem in der Bibel und im Talmud beschrieben.
Trotzdem haben viele Menschen immer noch falsche Vorstellungen über Migräne und es existieren auch heute noch viele Vorurteile, wie zum Beispiel, dass nur Frauen Migräne haben oder die Betroffenen nur überempfindlich sind. Fakt ist: Kaum einer nimmt die Krankheit ernst, der sie nicht selbst erlebt hat. Obwohl der Leidensdruck sehr groß ist und die Lebensqualität enorm beeinträchtigt, erdulden die meisten Patienten ihr Leiden im Stillen.
Die 1988 von der International Headache Society (IHS) entwickelten Kriterien definieren die Migräne und helfen, sie von anderen Kopfschmerz-Syndromen abzugrenzen.
Die Mehrheit der Migränepatienten, circa 85 Prozent, leidet an einer Migräne ohne Aura (früher auch einfache Migräne genannt). Kennzeichnend sind intervallartig wiederkehrende starke Kopfschmerzen, die typischerweise auf eine Kopfhälfte begrenzt sind. Die Schmerzen müssen aber nicht bei jedem Anfall auf der gleichen Seite auftreten und können auch während einer Migräneattacke die Seiten wechseln oder sich gleichmäßig über den gesamten Kopf verteilen.
Der Schmerz hat in der Regel einen stechenden oder pulsierenden Charakter und geht einher mit Übelkeit, Erbrechen und einer Überempfindlichkeit gegen Licht, Geräusche und Gerüche. Die Anfälle können zwischen 4 und 72 Stunden dauern. Körperliche Aktivität oder Anstrengung sind während eines Migräneanfalls unerträglich. Ein normaler Tagesablauf ist kaum noch möglich.
Bei rund 15 Prozent der Betroffenen leitet eine Aura die Migräneattacke ein (früher auch klassische Migräne genannt). Eine Aura beschreibt neurologische Erscheinungen und Ausfälle, die vor dem eigentlichen Migräneschmerz einsetzen. Am häufigsten und bekanntesten sind Sehstörungen, die sich zum Beispiel in Blitzen oder Flimmern vor den Augen äußern. Darüber hinaus können auch Konzentrations- und Sprachschwierigkeiten sowie Empfindungs- und Gefühlsstörungen in einer Körperhälfte auftreten. Meist steigern sich die Störungen im Verlauf von 5 bis 20 Minuten und dauern zwischen 30 und 60 Minuten an.
Migräne ist ein dynamischer Vorgang, der in mehreren aufeinander folgenden Abschnitten geschieht. Diese verschiedenen Phasen sind von Patient zu Patient unterschiedlich stark ausgeprägt und können sich im Laufe der Jahre verändern.
Die Vorphase kann einige Stunden, aber auch mehrere Tage dauern. In dieser Phase machen sich die ersten Anzeichen einer nahenden Migräneattacke bemerkbar. Die Betroffenen sind müde und gähnen häufig, sind depressiv, verstimmt oder übererregbar. Die Belastbarkeit in der Arbeit oder im Privatleben nimmt deutlich ab.
Unmittelbar vor dem Schmerz äußert sich die Aura in Form neurologischer Störungen, die sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können.
Die schweren Kopfschmerzen sind meist mit Übelkeit oder Erbrechen verbunden, bei manchen Patienten auch mit Durchfall. Da alltägliche Sinnesreize, wie Sonnenlicht oder Musik, den Schmerz verschlimmern, ziehen sich viele Betroffene in einen dunklen und ruhigen Raum zurück. Diese Phase kann unbehandelt mehrere Tage andauern.
Neben der Erschöpfung können die Symptome nach der Schmerzattacke den Veränderungen im Vorbotenstadium ähneln. Oft zeigen sich in den ersten ein bis zwei Tagen nach dem Schmerzanfall Stimmungsschwankungen und Konzentrationsschwierigkeiten.
Was in diesen Phasen nicht erfasst ist, ist die ausgeprägte Angst vor den Schmerzattacken, die viele in den schmerzfreien Intervallen haben. Diese kann zu einer belastenden Übervorsicht führen und den Beruf, das Sozialleben und die Partnerschaft stark beeinträchtigen.